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Revolution in der Brillenindustrie: Yuniku

Yuniku, die weltweit erste maßgeschneiderte, mit 3D-Druck gefertigte Brille mit einem auf die Sehkraft ausgerichteten Design – und eine offene digitale Plattform, die es jeder Brillenmarke erlaubt, diesem Beispiel zu folgen.

Herkömmliches Brillendesign beginnt mit dem Gestell. Nachdem ein Kunde beim Optiker das gewünschte Gestell ausgewählt hat, wählt dieser die optischen Gläser, die den Bedürfnissen des Kunden entsprechen, und setzt sie ein. Aber das Einsetzen der Gläser in ein gewähltes Gestell kann sich negativ auf die Gläserausrichtung auswirken und führt dadurch zu einem weniger optimalen Korrekturergebnis. Wie kann also eine Brille gefertigt werden, die ihrem Träger ein optimales Sichterlebnis liefert?

Yuniku verwendet 3D-Scanning, parametrische Designautomatisierung und 3D-Druck, um das vom Kunden gewünschte Gestell für die vom Optiker gewählten Gläser zu entwickeln. „Da die Position der Gläser nicht verändert wird, gewährleistet dieses Konzept eine ideale Ausrichtung der Gläser in der Brille und somit das bestmögliche Korrekturergebnis“, erklärt Felix España, Global NewMedia Manager bei HOYA Vision Care. Darüber hinaus ermöglicht 3D-Druck eine vollständige individuelle Anpassung der Gestelle an die Anatomie des Kunden und seine ästhetischen Vorlieben.

Hoet Design Studio, der Designpartner für die Basiskollektion der Brillengestelle, die von Yuniku verwendet werden, hat bereits Erfahrung mit 3D-gefertigten Brillen. Für Bieke Hoet ist Yuniku eine Chance, hochwertige Luxusbrillen der breiten Kundschaft eines Optikers zur Verfügung zu stellen. „Als Brillendesigner weiß ich bereits, wie 3D-Druck diese Branche revolutionieren kann“, so Bieke. „Und mit Yuniku können wir dieses Potenzial nun mit der Welt teilen.“

 

Schaffung einer vollkommen digitalen Lieferkette

„Als wir unsere Zusammenarbeit mit Materialise in 2014 für den HOYA Vision Simulator und EyeGenius begannen, dachten wir bereits darüber nach, welche größeren Durchbrüche mit unserem gemeinsamen Wissen möglich wären“, erinnert sich Felix. „Wir waren nicht nur auf der Suche nach einem Fertigungsunternehmen, sondern einem Allround-Partner, der uns in jeder Phase unterstützen würde.“

Zu Beginn führte Materialise Konstruktions- & Engineering-Services eine Co-Creation-Sitzung durch und passte seine 3D-Scan-Technologie an, um die Gesichtszüge der Kunden detailliert scannen zu können und somit die Anforderungen des HOYA NewMedia-Teams zu erfüllen.

In der Zwischenzeit arbeitete das Forschungs- und Entwicklungsteamvon Materialise mit HOYA an der Entwicklung der Yuniku-Software. Mit dieser Software können Optiker den Kunden auf eine Reise nehmen. Nach dem Scannen nutzt die fortschrittliche, von HOYA entwickelte Software die Gesichts- und optischen Daten, um die ideale Position der Gläser in Bezug auf die Augen zu bestimmen. Sie kommuniziert diese Informationen an die Software von Materialise, die wiederum das Gestell entsprechend den individuellen Gesichtszügen des Trägers an die Gläser anpasst. Gestelldesign, Farbe und Finish können mithilfe der Expertise des Optikers an den persönlichen Stil des Kunden angepasst werden. Die integrierten Softwarelösungen arbeiten im Hintergrund, um eine ideale Gläserposition und Passform sicherzustellen. Nachdem die mit 3D perfekt maßgeschneiderten Gläser entwickelt wurden, sendet ein Backend-Bestellsystem an HOYA die Daten, die für die Gläserproduktion erforderlich sind, und an Materialise die Daten, die für die Fertigung der Gestelle benötigt werden.

Bei Materialise werden die Gestelle mit der speziell auf Brillen ausgerichteten Lasersintern-Technologie gemäß präzisen Parametern mit der Materialise Control Plattform gefertigt, die feinste Hardware-Einstellungen ermöglicht. Zuletzt werden die Gestelle einer mehrstufigen Nachbearbeitung mit Materialise Luxura unterzogen. Jedes Gestell, das diesen Fertigungsprozess verlässt, ist wirklich einzigartig und auf den einzelnen Nutzer angepasst.

„Mit den Innovationen von Materialise wurden End-to-End-Lösungen entwickelt, die die Interaktionsmechanismen zwischen Kunden und Experten verbessern und somit neuartige Erfahrungen und Innovationen bei der Produktentwicklung ermöglichen“, erklärt Alireza Parandian, Experte für 3D-gedruckte Wearables bei Materialise. „Aber HOYA Yuniku geht noch einen Schritt weiter, indem es ein offenes System einführt, das weit über eine einzige Marke herausreicht.“

 

Ein Yuniku-Erlebnis mit einer offenen Plattform

Obwohl sich das Erlebnis für jeden lebenslangen Brillenträger zweifelsohne einzigartig anfühlen wird, ist die Yuniku-Plattform offen und kann in jedem beliebigen Geschäft für alle Marken eingesetzt werden. Yuniku ging mit einer Basiskollektion an den Start, die vom Hoet Design Studio entwickelt wurde, und wird im Laufe der Zeit auch auf andere Designer ausgedehnt werden.

Für Brillenträger stellt Yuniku eine Zukunft dar, in der Gläser und Gestelle zusammenarbeiten, anstatt einander im Wege zu stehen. Darüber hinaus können ihre speziellen optischen Bedürfnisse und ästhetischen Wünsche in einer Brille vereint werden. Dank des Yuniku-Systems können Optiker ihr Fachwissen nutzen und Kunden auf eine neuartige und aufregende Reise mitnehmen. Aber für die Brillenindustrie und für additive Fertigung ist Yuniku nicht nur Designautomatisierung, sondern der Ausgangspunkt für Innovationen.